Dienstag, 27. Mai 2014

Serienprotokoll (5/Mai 2014)



Spoiler-Alarm. Mehr sage ich diesmal nicht.


BREAKING BAD (Staffel 1 - 5)

Es ist vollbracht: Ich habe es geschafft, eine der bekanntesten und gefeiertesten Serien des amerikanischen Quality-TVs in einem Monat komplett anzusehen. Fünf Jahre in einem Monat, da kommen schon einige Stunden zusammen. Und da ich es als nicht sinnvoll erachte, hier jede Staffel für sich zu besprechen, hier meine Eindrücke ungeachtet ihrer zeitlichen Einordnung.

Zunächst kann ich sagen: ich mochte Breaking Bad. Sehr. Die Serie ist kompetent gemacht und grandios gespielt und das Interesse wird konstant wach gehalten. Außerdem ist es einfach grandios, wie viel Diskussionsstoff die Serie bietet, auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, dass dies gar nicht so vom Creator Vince Gilligan beabsichtigt war. An der Handhabung diverser Elemente können sich fruchtbare Diskurse entspinnen und zu einigen möchte ich einfach auch ein paar Worte verlieren.

Eins der meistdiskutiertesten Elemente dürfte die Beziehung zwischen Skyler und Walter sein. Gerade Skyler wird ja ungeheuer viel Hass entgegengebracht, während Walter trotz seiner unsäglichen Taten moralisch recht unbeschadet aus vielen Situationen herausgeht – zumindest in den Augen vieler Zuschauer. Das ist weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. Aber wo fange ich am besten an? Vielleicht zunächst mit der Beichte, dass ich mit Skyler in den ersten zwei Staffeln auch nicht so ganz warm wurde. Den Grund hierfür sehe ich vor allem in einem recht billigen Manipulationsversuch von Gilligan: das Publikum wird zum Mitwisser, wir sind über Walters Aktivitäten und seine Beweggründe stets informiert und urteilen über Skyler aus dieser omnipräsenten Perspektive. „Kannst du den armen Walter nicht in Ruhe lassen? Er tut doch so viel und das alles nur für dich! Hör auf, dich zu beschweren!“ – es sind solche Überlegungen, bei denen man(n) sich ertappt, die man aber hinterfragen sollte. Aus Skylers Sicht wird Walt zusehends seltsamer, er kommuniziert nicht mit ihr, er stößt sie regelmäßig vor den Kopf, er ist mit seinen Gedanken stets an anderer Stelle, nur nicht bei ihr und Walter Jr. und (später) Holly. Wer in dieser Situation anders reagieren würde, der möge den ersten Stein werfen. So ist der Hass auf Skyler vor allem durch eine gewisse Unfähigkeit zum Perspektivwechsel zu erklären und man sollte, man muss Gilligan einen Vorwurf machen, dass er zwei Staffeln dieses unfaire Ungleichgewicht aufrecht erhält. Erst mit der Komplizenschaft der Eheleute ändert sich die Dynamik, Skyler und Walter begegnen sich sehr viel mehr auf Augenhöhe (und ich behaupte nicht, dass die vorherig fehlende Balance einzig auf den Schultern einer einzelnen Person ruht – die Whites sind im Laufe der Jahre zunehmend dysfunktionaler geworden) und in Staffel 3 und 4 ist es eine schiere Freude, ihnen zuzusehen. Ihre Machtspielchen sind nicht immer fair, aber welche Beziehung ist das schon kontinuierlich? Solange die Beiden auf einer Stufe stehen, ist alles in Ordnung, mit Staffel 5 kippt das Ganze dann wieder zugunsten Walts.

Im Angesicht einer zunehmenden Pathologiserung ihres Mannes – wer könnte Skyler da verübeln, dass sie sich den Krebs zurückwünscht? Selbstredend ist auch das nicht fair, aber kann, soll man Walts Festhalten an überkommenden Männlichkeitsbildern gut heißen? Es wird viel darüber geredet, was einen Mann ausmacht – er sorgt für seine Familie, egal was kommt, aber Breaking Bad meint damit nicht eine emotionale, sondern ausschließlich eine finanzielle Versorgung. Walt, dessen Ego durch das Drogenkochen immer neue Schübe erhält, meint, mit Geld alles regeln zu können, sein Materialismus, der irgendwann befriedigt sein sollte, treibt ihn immer weiter. Breaking Bad ist im Grunde eine fünf Staffeln andauernde Obsessionstudie, auch darüber, wie die Besessenheit von einem bestimmten Ideal von Männlichkeit alles zerfrisst, was man sich aufgebaut hat, aber nicht als so wertvoll ansieht. Im anfänglichen Nerd Walter schlummert ein archaisches Monster, unfähig, seine Familie als wertvoller als den Ruhm seines Alter Egos Heisenberg anzuerkennen. 

So ist denn auch Jesse die unbestreitbar tragischste Figur der ganzen Serie, deren ständige Quälereien den Zuschauer manchmal regelrecht in Agonie verfallen lassen. Ich persönlich habe etwas gebraucht, um ihn zu mögen, aber spätestens mit Ende der ersten Staffel wurde klar, dass Jesse nicht gemacht ist für die von Testosteron gesteuerte Welt, die auf Walt eine schräge Faszination ausübt. Jesse baut sich mühselig immer wieder ein Quäntchen Glück auf, nur um es dann auf grausamste Art entrissen zu bekommen. Walts Mord an Jane durch unterlassene Hilfeleistung ist denn nicht nur eine willkommene Gelegenheit, um Jesse wieder „auf Kurs“ zu bringen, sondern auch eine Ersatzhandlung: Jane hat es gewagt, Walt Widerworte entgegen zu schleudern, ähnlich wie es Skyler zu diesem Zeitpunkt noch tat (Ende Staffel 2), ihr beim Sterben zuzusehen ist auch ein Blick in die dunkelsten Abgründe von Walts Seele und seiner Beziehung zu seiner Frau. Wenn man Jane in dieser Situation als Surrogat für Skyler sieht, vollzieht sich das titelgebende Abdriften auf die schiefe Bahn wohl in kaum einem anderen Moment so sehr wie diesem. Schon allein deshalb bin ich der Meinung, dass die erste Konfrontation mit Gewalt für Walt zu früh in der Serie stattfindet – sein erster Mord, da noch aus Notwehr, setzt zwar die Handlung weiter in Gang, kommt aber gefühlt zu früh.

Sollte Jesse in irgendeiner Spin-Off-Serie (Saul Goodman ist ja im Gespräch) wieder auftauchen, wird man ihn sicherlich in einer Therapieeinrichtung wiederfinden, auch wenn seine Weigerung, Walt zu töten am Ende der Serie natürlich auch als Emanzipation gesehen werden kann. 

Breaking Bad stellt immer wieder moralische Fragen und entwickelt dabei komplexe, tragische Figuren. Von den Manipulationsversuchen Gilligans sollte man sich allerdings nicht allzu sehr einnehmen lassen, die Serie sollte immer mit einem wachen, kritischen, hinterfragungsfreudigen Verstand gesehen werden. Dann macht sie sogar noch mehr Spaß als als „pure“ Unterhaltung auf hohem erzählerischem und handwerklichem Niveau.

Staffel 1: 3.5/4 (ein toller, sofort involvierender Auftakt mit kleineren Disharmonien)

Staffel 2: 4/4 (spannend, episch, konstant großartig – die beste Staffel der Serie, auch wenn die Auflösung der Teddybär-Teaser etwas arg konstruiert ist)

Staffel 3: 3.5/4 (nach schwachem Auftakt geht es beständig weiter – außerdem: Gustavo Fring!)

Staffel 4: 3.5/4 (die Auflösung des Duells Gustavo Fring Vs. Walter – hervorragend)

Staffel 5: 3/4 (die schwächste Staffel, weil sie wie ein nicht wirklich benötigtes Anhängsel wirkt, in dem Fring als charismatischer Gegenspieler schlicht eine Lücke hinterlässt. Immerhin: Nazis niedermähen.)



ORPHAN BLACK (Staffel 1)

Bei so viel Breaking Bad ist es wohl kaum verwunderlich, dass für andere Serien kaum Zeit blieb. Außerdem verstoße ich hier gleich mal wieder gegen meine eigene Regel, nach der ich nur vollständige Staffeln besprechen wollte, denn die finalen zwei Episoden von Orphan Black fehlen mir noch. Meine Hoffnungen auf ein Herumreißen des Steuers sind aber nicht sonderlich hoch, deshalb hier schon mal meine bisherigen Eindrücke.

Irgendwo, gar nicht mal so tief verborgen, schlummert eine großartige Serie in Orphan Black, deren Geheimnis, dass es um Klone geht, keins war, schon allein, weil ZDF Neo den Hastag #cloneclub von der ersten Folge an einblenden musste. Nun gut, die Serie hält sich auch glücklicherweise nicht wie J.J. Abrams mit Geheimnissen auf, die keine sind, weshalb die Prämisse schon sehr schnell klar wird. Packen konnte mich die Serie allerdings bisher nicht, die Figuren sind mir zu stereotyp oder zu enervierend, die Geschichte nicht so involvierend erzählt, wie man es sich wünschen würde und die Gestaltung deprimierend und langweilig. Mal schauen, ob sich das mit der zweiten Staffel, die im Herbst bei uns laufen soll, ändert, aber ich glaube, wenn meine Frau nicht faszinierter von Orphan Black wäre als ich – ich hätte die Serie schon abgebrochen, auch und gerade, weil sie die ihr innewohnenden Ideen und Diskurse sehr plakativ dahin klatscht, damit es auch noch der letzte Zuschauer versteht.

2/4

Freitag, 23. Mai 2014

Notizzettel #005




Rajko Burchhardt aka Mr. Vincent Vega hat auf MoviePilot einen Text veröffentlicht, der wie ein Lauffeuer durch die Blogosphäre rast, so zumindest mein Eindruck. Wer ihn noch nicht gelesen hat, sollte es nachholen, denn immerhin geht es uns Filmblogger an: „Sehr oft schon habe ich gehört und gelesen, Filmkritik sei allein deshalb überflüssig, weil sie – egal wie informativ, analytisch scharf oder wohlfein formuliert sie auch sein mag – subjektive Meinungen allgemeingültig ausgebe. Und natürlich ist kein Werturteil objektiv, wie sollte das auch gehen. Filmkritik führt zu einem großen Missverständnis, und daran hat ihre Normierung und Mutlosigkeit auch gehörig Anteil, wenn sie lediglich als Empfehlung, Richtungsvorgabe, Meinungsdiktat verstanden wird. Das ist (bestenfalls) weder ihr Anspruch noch kann es in irgendeiner Form sinnvoll sein. Filmkritik ermuntert zur Auseinandersetzung, nicht dazu, sich diese zu ersparen.“


Andrea Romano hat für Mashable eine Serie des Designers Danish Ahmed herausgesucht, die Filmtitel für Werbeposter ein klein wenig zu wörtlich nimmt: „Mumbai-based designer Danish Ahmed illustrated this humorous series that reimagines some of Hollywood's recent popular pictures and takes their titles quite literally. Movies like The Wolf of Wall Street look entirely different, replacing Leonardo Dicaprio as a wealthy stockbroker with a hungry-looking wolf stalking an empty Wall St.”


Annika Stelter von Die Filme, die ich rief hat den 1976er-Esoterik-Sci-Fi-Klassiker Der Mann, der vom Himmel fiel mit David Bowie gesichtet und auch wenn sie nicht wirklich begeistert war, werde ich mir diesen Film mit Sicherheit auch irgendwann zu Gemüte führen. Bowie als Alien, das ist eine Lücke, die ich auch meiner Watchlist nicht dulden kann: „‘Ground control to Major Tom? What is Bowie doing on earth?‘ Alles und nix. Ich muss es zugeben, für mich war “The Man Who Fell to Earth” eine leichte Bruchlandung. Ich bin ziemlich begeistert durch den Film gesegelt und habe irgendwann bemerkt: „Moment mal, ich langweile mich. Es hört nicht auf.“ So war ich dann fast schlummernd am Ende angekommen und spürte fast nichts. Aber vielleicht das ist eben die Faszination des Films?!“


Dass Godzilla in seinem neuesten Film auf sich warten last, ist wohl sein geringstes Problem. Und Forrest Wickman von Slate zeigt uns, dass es keinesfalls eine Rückkehr zu „alten Monsterfilmwerten“ ist, wenn sich die Riesenechse erst nach einer Stunde blicken lässt: „This narrative seems compelling—kids these days with their short-attention spans and sophisticated computer modeling!—but none of it is quite right. If anything, modern monster movies, and not just Godzilla, are waiting longer than ever. For starters, reports of the original Godzilla’s restraint have been greatly exaggerated. 1954’s Gojira waited only 22 minutes before showing his giant lizard face. Since then, each of the successive Godzilla reboots and remakes has waited longer than the one before.”


Mir hat Godzilla anno 2014 ja auch nicht so gefallen, aber die Befürworter und die Nein-Sager halten sich die Wage. Tim Slagman von Bad im Bilderstrom verrät uns, warum seiner Meinung nach die häufisgten Kritikpunkte an dem Film ins Leere laufen: „Meine Vermutung allerdings ist es, dass die Ablehnung des erzählerischen Konzepts mit etwas ganz anderem zu tun hat: Monster reden nicht. Allzu vielen Kommentaren zum Film liegt eine Denkfigur zugrunde, die zu den hartnäckigsten Mythen des Filmdiskurses gehört – dass sich ein Film in Handlung und Bild aufteilen ließe. Sounddesign und Musik werden in dieser angeblichen Parallelität ohnehin meist ganz vergessen, die Dialoge großzügig der Handlung zugeschlagen. Menschen handeln demzufolge, Monster werden – das steckt ja nun schon etymologisch in ihnen drin – gezeigt.“
David Ehrlich meint auf The Dissvolve gar eine neue Art von Blockbuster in Godzilla erkennen zu können:  „It’s telling that the film climaxes by finally aligning the human POV with that of the titular monster; Edwards’ most instructive cut creates a parallel action between Brody and Godzilla, as both combatants keel over after the final battle. It may have cost us several major cities and an untold number of lives, but humans are finally seeing eye to eye with nature’s wrath. The film’s evocative closing shot serves as a resonant reminder that just because we’re the planet’s predominant storytellers doesn’t mean that the story is necessarily about us.”


The Bitter Script Reader lässt uns auf Film School Rejects an seinen Gedanken zu dem Fehlen von Superheldenfilmen mit einer weiblichen Hauptfigur teilhaben: „I think it’s safe to stipulate that all of these films were bombs. Three female superhero films, three films that failed to connect to an audience. But correlation doesn’t necessarily equal causation. These films most likely failed for reasons of quality rather than the gender of their leading characters. Furthermore, that lack of quality isn’t directly related to that gender either.”


Noch mehr zum Thema Comic und Geschlecht. David S. Goyer, Drehbuchautor von Man of Steel und den Nolan-Batman-Filmen, hat Fans gegen sich aufgebracht, als er She-Hulk als nichts weiteres als eine pornographische Männerfantasie betitelte. Comic Book Resources hat das aufbereitet, ebenso wie die Antwort von MARVEL-Guru Stan Lee. Am interessantesten aber ist, dass der Streit bis zu Alyssa Rosenberg von The Washington Post durchgedrungen ist, die eine lesenswerte Verteidigung des Charakters verfasst hat: „Goyer is not wrong that She-Hulk, like pretty much every other female character in comics, has been given impractical costumes given her crime-fighting vocation. Plenty of readers and artists project their sexual desires onto a physically powerful but safely fictional woman. But it is depressing to hear Goyer, who is charged with shepherding a huge franchise into theaters for years to come, skip all the other reasons that fans, male and female, might be attached to She-Hulk.”


Das unten folgende Video des Tages hat mit der Europawahl zu tun und damit, dass man den rechten Parteien keine Chance geben soll. Das ist richtig und wichtig und man sollte meinen, wenn dieser Aufruf von Rainer Höß, dem Enkel von Rudolf Höß, einem der Massenmörder von Auschwitz, kommt, sollte das Gewicht haben. Der Deutschlandfunk gibt zu bedenken, dass auch Rainer Höß nicht ganz unumstritten ist. An der Wichtigkeit des Videos ändert das nichts, rückt aber die Person in einen Kontext.


TWEET DES TAGES




VIDEO DES TAGES





KURZFILM DES TAGES


Eyes on the Stars from StoryCorps on Vimeo.

Montag, 19. Mai 2014

Blogparade: Top 10 Kinderserien



Inzwischen wird das teilnehmen an Blogparaden/-stöckchen ja zu einem Full-Time-Job…

Diesmal schickt uns olivesunshine91 von pieces of emotions auf eine Spaziergang auf die Erinnerungsallee, indem sie nach unseren Top 10-Kinderserien fragt, denn „jeder von uns hat seine Favoriten, für die er heute noch gern den Fernseher anschaltet oder die Kinder-DVD-Regale im Elektronikmarkt plündert.“

Okay, das ist einfach, auch wenn man sich mit „nur“ zehn Nennungen tatsächlich zurückhalten muss. Nun gut, Regeln sind Regeln. Apropos Regeln: wer mitmachen möchte, kann dies noch bis zum 25.05.2014 tun. Einfach die Top 10 auflisten, posten und den Link in die Kommentare unterm Originalartikel einfügen. Wie gehabt, also.

Hier meine Liste, wie immer in alphabetischer, nicht wertender, Reihenfolge:


01.) ALF (1986-1990)
Aus heutiger Sicht ist ALF ja bieder ohne Ende, aber ich muss gestehen: über diverse Gags kann ich immer noch lachen. Als Kind zwar mehr, aber was soll es? Die Folge mit dem Rieseninsekt hat mir damals aber eine Heidenangst gemacht.

02.) Chip & Chap – Die Ritter des Rechts (1988-1992)
Die zweitbeste Disneyserie überhaupt, clevere Drehbücher, die die kindlichen Zuschauer nicht beleidigen (die Folge Seer No Evil ist besonders zu empfehlen), hervorragende Animationen und interessante Figuren.

03.) Duck Tales – Neues aus Entenhausen (1987-1990)
Die beste Disneyserie überhaupt. Wenn man Carl-Barks-Geschichten mit sorgfältiger Animation und einem untrüglichen Gespür für die Welt von Entenhausen paart, kann nur etwas großes entstehen. Aber bitte für mich nur die erste Staffel mit 65 Folgen, die damals im Vorabendprogramm der ARD als Deutschlandpremiere ausgestrahlt wurden. Die restlichen 35 Episoden mit Bubba und Konsorten kann man getrost im Orkus der TV-Geschichte verschwinden lassen.

04.) Die Falltür (1984-1986)
Ich hab mich ja schon ausführlicher über diese leider ziemlich vergessene Serie ausgelassen, deshalb: 40 mal fünf Minuten exzellente, einfallsreiche Unterhaltung in Stop-Motion, was will man bitteschön mehr?

05.) Die Gespenster von Flatterfels (1992-1997)
Für einen erwachsenen Zuschauer hat die Serie diverse Längen, eine Folge ist kaum ohne Ermüdungserscheinungen durchzuhalten, aber als Kind war sie für mich der Inbegriff von Spannung und Abenteuer. Auch hier gilt: bitte nur die erste Staffel, danach wurde es, soweit ich mich erinnere, etwas wirr und die Puppen haben ein ihnen nicht zum Vorteil gereichendes Make-Over bekommen.

06.) Die Gummibärenbande (1985-1990)
Damals, noch vor dem Disney Club in der ARD, noch vor den Duck Tales im samstäglichen Vorabendprogramm, gab es Die Gummibärenbande im deutschen Fernsehen und ratet mal, wer davor saß und sich hat in dieser kreative, witzige Fantasywelt entführen lassen... Einige Begebenheiten mit dazugehörigem Dialog sind in meiner Familie zum geflügelten Wort geworden, dass sagt wohl einiges aus.

07.) Hallo Spencer! (1979-2001)
Pilzdorf, der sympathischste Überwachungsstaat der Welt. Trotz diverser gegenteiliger Stimmen, die turnusmäßig ihre Abscheu bekunden hat mir Hallo Spencer! immer Freude bereitet, schon allein, weil mir die Kulissen und die Funktionalität darin (Kasimirs Aufzug!) ausnehmend gut gefallen haben. Nur die Zeichentrickepisoden mochte ich nicht und Nero, der in den ersten 25 Folgen noch auftauchende Kobold (oder was auch immer) hat mich nachhaltig verstört. Jahrelang hatte ich Angst, dass er zurückkehren könnte…

08.) Die Sendung mit der Maus (1971 bis heute)
Okay, hier habe ich lange überlegt, denn in meinen Augen ist Die Sendung mit der Maus keine Serie, sondern ein Magazin, aber vielleicht ist so eine Blogparade auch nicht der richtige Ort für derlei Spitzfindigkeiten. Darum – egal, ich verhelfe Qualität gern zu einem Platz auf der abschließenden, ausgewerteten Liste. Denn das deutsche Fernsehen hat wohl kaum etwas besseres in punkto Kinder-TV hervorgebracht als dieses Sendung, die ja ohnehin inzwischen zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz von Erwachsenen geschaut wird. Ich zähle mich dazu, wann immer es geht.

09.) Sesamstraße (1969 bis heute)
Musste einfach auch mit auf die Liste, weil mir die Sendung so viele schöne Stunden beschert hat. Ähnlich wie Die Sendung mit der Maus keine Serie im engeren Sinne, aber wenn kümmert das schon, wenn Super-Grobi das Computerproblem löst?!

10.) Star Trek – Das nächste Jahrhundert (1987-1994)
Jetzt bitte mal alle ganz laut: „Häh?! Star Trek ist doch keine Kinderserie!?!“ Stimmt wohl, auch wenn die Original-Serie damals vom ZDF als solche behandelt (und dementsprechend synchronisiert) wurde. Aber ich habe recht früh, auf jeden Fall noch im Grundschulalter, angefangen, dieser Serie jeden Tag um 15 Uhr auf SAT.1 zu schauen – in elterlicher Obhut, natürlich. Meine Güte, was waren die Geschichten oftmals spannend. Und was für grandiose Figuren hatte man bei der Hand, um die Missionen mit ihnen durchzustehen. So sehr ich Kirk & Co. mag, wahrscheinlich aufgrund meines jungen Alters, als ich ihr zum ersten Mal begenet bin, wird Das nächste Jahrhundert immer meine Lieblings-Star-Trek-Serie sein – und eine Kinderserie im ganz weit gefassten Rahmen.


Da ich ja gesagt habe, dass es mir schwerfiel, mich auf 10 Sendungen zu beschränken, hier noch die Runner-Ups:


  • Alfred J. Kwak (1989-1990)
  • Als die Tiere den Wald verließen (1992-1995)
  • Die Dinos (1991-1994)
  • Es war einmal … das Leben (1986)
  • Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit (1994-1996)
  • Käpt’n Balu und seine tollkühne Crew (1990-1991)
  • Leonie Löwenherz (1991-1993)
  • Meister Eder und sein Pumuckl (1978-1991)
  • Mr. Bean (1990-2005)
  • Naturzeit (1993-1999)
  • Pixi im Wolkenkuckucksheim – Auf den Spuren von Hans Christian Andersen (1971)
  • Spuk von draußen (1987)

Freitag, 16. Mai 2014

Notizzettel #004




 Matt Zoller Seitz fasst auch meine Gedanken zu der aktuellen Flut an Superheldenfilmen gut zusammen. Ich weiß schon, warum ich lieber Hellboy oder Chronicle sehe: „The problem isn't that the movies are product—most movies are product, and always have been—but that they can't be bothered to pretend they're not product. That's the difference between popular art and forgettable mass-produced entertainment: the mass-produced entertainment flaunts its product-ness, then expects us to praise even minor evidence of idiosyncrasy as proof that we are not, in fact, collectively spending billions on product. The marketplace rewards each new superhero movie with a reflexive paroxysm of spending, guaranteeing each $200 million tentpole a boffo US opening that follows a boffo international opening (the new release pattern flips the old one). It's an entertainment factory in which the audience is both consumer and product. Its purpose is not just to please consumers but to condition and create them.”


Conchita Wurst hat als Travestiekünstlerin den Eurovision Song Contest 2014 gewonnen. Sowohl Mithu Sanyal von WDR 5 als auch Hans Hoff von der Süddeutsche Zeitung haben lesenswerte Kommentare dazu abgeliefert: „Was ist so bedrohlich an einer Frau mit Bart, dass auch die Kommentare auf Youtube nicht mehr transvestiefeindlich sind, sondern schlicht menschenfeindlich? Die Euthanasiephantasien, die die Sängerin und Travestiekünstlerin auf den elektrischen Stuhl wünschen und ihren Eltern verbieten, weitere Kinder zu machen, zeigen vor allem eins: wie notwendig Conchita Wurst ist. Sie macht, ohne auch nur einen Ton zu singen, klar, dass das, was wir für natürlich halten, genauso konstruiert ist wie ihre Inszenierung: Früher wurden für Strumpfhosenwerbung in der Regel Männerbeine verwandt, weil die weiblicher aussahen. Heute kann man der Natur mit Photoshop nachhelfen.“


Eine der Basisaufbauten in der Fotografie, nun alleiniges Werkzeug von Amazon? Jörg Breithut fasst für SPIEGEL Online diese Seltsamkeit zusammen: „Die Fotografen in den USA sind irritiert. Das US-Patentamt (USPTO) hat einen Amazon-Antrag abgesegnet, der dem Online-Versandhaus die Rechte an einem Fotostudio-Aufbau sichert. Doch das Patent schützt nicht etwa eine besonders ausgefallene Aufnahmetechnik. Es geht um die ganz gewöhnliche Methode, ein Objekt oder eine Person vor einem schattenlosen weißen Hintergrund abzulichten. Ein Aufbau, den Fotografen und Filmemacher schon seit Jahren einsetzen.“


Auch Thomas Klingenmaier von der Stuttgarter Zeitung hat etwas zum Fall Under the Skin und seinem womöglich ausbleibenden Kinostart zu sagen: „Freundliche Worte sind das nicht, mit denen da die deutsche Kinolandschaft und das Gros der deutschen Filmkritik gleich mit beschrieben werden. Von der „Unterwerfung unter Marktlogik, Zielgruppenrelevanz und politische Interessen“ ist da die Rede, von „ideeller Anpassung“, von der „Förderung von Unwissenheit“ und „Ablösung des eigenständigen Denkens durch Reflexe“. Die Zitate stammen aus einem „Flugblatt für aktivistische Filmkritik“, das am Rand der am Dienstag zu Ende gegangenen 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen entstanden ist.“


Karsten Lohmeyer berichtet für Lousy Pennies über einen zumindest überraschenden Umstand: die angebliche Technikaversion von jungen Journalisten: „Holger Schellkopf ist wie gesagt stellvertretender Chefredakteur einer mittelgroßen Regionalzeitung. Einer Tageszeitung. Einem Holzmedium irgendwo im bayerischen Niemandsland. Very old School. Zumindest in vielen Köpfen. Und Holger Schellkopf, dessen Arbeitgeber gerade ein hochmodernes Medienhaus eingeweiht hat, erzählt hier vor rund 150 angehenden Medienmachern, wie wichtig Social Media für den Journalismus ist. Selbst in Bayern auf dem Land. Er blickt in leere Gesichter. Gefühlt 60 Prozent der Passauer Studenten – fast alle in Hoffnung auf einen Medienarbeitsplatz – haben nicht einmal ein Xing-Profil, wie eine kleine Umfrage bei meinem eigenen Vortrag ergibt. Und ja, Facebook das hat ja fast jeder. Aber das soll ein professionelles Werkzeug sein…? Und dieses Twitter. Na ja…“


H.R. Giger, der Schöpfer der als Xenomorph bekannten Kreatur aus den Alien-Filmen, ist verstorben. Der Nachruf auf RogerEbert.com spricht deutliche Worte: „It seems wrong to say that Swiss surrealist H.R. Giger "passed away" at age 74. Let's respect the man's vision and avoid euphemisms. Say that he died and that his remains will merge with infinity.” Auch zu empfehlen ist die Fotostrecke bei ZEIT Online.


Ja, mir hat der neue Godzilla-Film auch nicht sonderlich gefallen. Alexander Matzkeit findet auf real virtuality genau die richtigen Worte, um den Film zu beschreiben und ihn in Kontext mit dem gelungeneren Riesenviecher-Film Pacific Rim aus dem letzten Jahr zu bringen: „Doch wie so häufig, wenn man versucht, das irgendwie Absurde (Riesenmonster) durch pseudo-realistische Wissenschaft zu erklären und es nicht als große Metapher zu begreifen (wie, so mein Verständnis, der Originalfilm aus den 50ern), muss man die zuständigen Wissenschaftler oft sehr runterdummen, um den Plot am Laufen zu halten. In diesem Fall sind es Sally Hawkins und Ken Watanabe, die diese undankbare Rolle ausfüllen müssen und immer erst dann zu eigentlich sehr naheliegenden Schlüssen kommen, wenn es plotmäßig relevant ist und es auch der dümmste Zuschauer im Publikum vor ihnen begriffen hat.“


TWEET DES TAGES




VIDEO DES TAGES


Movie monsters, aliens and other foul creatures from ClaraDarko on Vimeo.


KURZFILM DES TAGES