Sonntag, 2. März 2014

31 Tage - 31 Filme: Tag 2



Tag 2 – Nenne deinen Lieblingsfilm.

Das ist etwas gemein, arbeite ich doch nun seit etwa 10 Jahren an einer persönlichen Top 100, die, bei diesem Arbeitstempo, irgendwann veröffentlicht wird wenn ich 80 Jahre alt bin, und dieser Film stand bisher die ganze Zeit auf Platz 1. Gemein ist es also darum, weil diese Frage somit einen gewissen Spoiler-Charakter hat. Aber nun gut, mit den riesigen Löchern in meinem Filmkatalog, die noch zu stopfen sind, bevor ich mit gutem Gewissen mit einer solchen Liste vor die Öffentlichkeit treten kann, ist es im Bereich des Möglichen, dass sich auch mein langjähriger Lieblingsfilm noch ändert.

Bei einem Zulieferer von RogerEbert.com las ich einmal die Erkenntnis, dass sich Menschen recht früh für einen Lieblingsfilm entscheiden und dies meistens irreversibel ist. Der Lieblingsfilm des Autors war Der weiße Hai und genauso wenig wie ich das nachvollziehen kann (sorry, aber Der weiße Hai ist not my cup of tea) wird mancher wohl meinen Lieblingsfilm nachvollziehen können: Jim Hensons Der dunkle Kristall.



Ich mochte diesen Film bereits, bevor ich ihn gesehen habe. Angefixt durch ein paar Ausschnitte in dem TV-Special Die Muppets feiern Jim Henson, die wohlwollenden Erinnerungen meines Onkels an den Film und einen Bericht in der März-Ausgabe der cinema des Jahres 1983 (wie gut das es Verwandte gibt, die sowas aufheben), hatte ich stets ein offenes Auge, ob der Film irgendwo, bevorzugt in Fernsehen, auftauchen würde. Ich kann das Jahr nicht mehr rekapitulieren, aber ich weiß, dass arte ihn dann irgendwann tatsächlich zur besten Sendezeit an einem 23.12. ins Programm nahm. Der Videorekorder wurde doppelt und dreifach gecheckt und schlussendlich bewacht, dass er den Film auch ja aufzeichnete. Er tat es. Zum Glück. Denn Der dunkle Kristall verlangte nach multiplen Sichtungen.

Ich war bereits vorher ein großer Muppets-Fan, die Welt, die Jim Henson und seine Crew schufen, in der Puppen und Menschen interagierten, übte eine ungemeine Anziehungskraft auf mich aus. Ich bewunderte die technische Umsetzung und lange Jahre war es mir ein absolutes Rätsel, wie Kermit in Muppet Movie Fahrrad fahren konnte. Oder wie Fozzie ein Auto lenken konnte. Nun gut. Zudem waren die Geschichten witzig, rasant und je weniger Menschen in einem Film vorkamen, desto besser. Die Muppets befriedigten meine Sucht nach sympathischen Nicht-Menschlichen-Akteuren bestens. Der dunkle Kristall ist somit der ultimative Henson-Film, kommt doch hier, im Gegensatz zu den sonstigen Muppets-Filmen, kein einziger Mensch vor, noch kann man die Protagonisten mit Kermit, Miss Piggy und Co. vergleichen. Der dunkle Kristall ist eine recht düstere Fantasy-Geschichte, deren Story zwar kaum mehr als eine simple Gut-gegen-Böse-Narrative erzählt, dies aber mit einer Spielfreude und einer Virtuosität tut, dass man sich kaum entziehen kann. Der Film ist wie ein abenteuerlicher Traum, in dem immer neue Gestalten auftauchen und in dem sich die Regeln, nach denen die Welt funktioniert, erst langsam erschließen.

Wenn es jemals einen Film gab, der für mich den Eskapismus des Kinos auf den Punkt brachte, dann ist es Der dunkle Kristall. Ich habe Filme mit ausgefeilterer Geschichte gesehen, mit gebrocheneren Figuren und mehr dramaturgischen Finessen, aber Jim Henson magnum opus wird für mich immer DER Film sein, der am besten die Fähigkeiten des Kinos illustriert, den Zuschauer in einen andere Welt zu entführen. Bis vielleicht irgendwann ein Film des Weges kommt, der Der dunkle Kristall vom Thron stoßen könnte, wird es für mich wohl noch oft heißen: „Eine andere Welt. Eine andere Zeit. Im Zeitalter voller Wunder.“


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