Dienstag, 18. März 2014

31 Tage - 31 Filme: Tag 18



Tag 18 – Welcher Film enthält deinen Lieblingsbösewicht?

So wie ich die Frage interpretiere, sollte es sich um einen einzelnen, vollkommen vernunftbegabten Bösewicht halten, oder? Dadurch fallen die Romero’schen Zombiehorden und der Xenomorph aus Alien wohl raus. Ich muss ja sagen, dass ich ein Faible für die gesichtslose bzw. nicht-menschliche Bedrohung habe (bei mir funktioniert beispielsweise das Creature-Feature Der Nebel sehr gut, während sich meine Frau darüber kaputt lachen kann), aber irgendwie möchte ich keine amorphe Masse wie Der Blob oder die Infektion aus Contagion nennen.

Als ich so über der Frage brütete, fiel mir auf, dass vor allem ambivalente Figuren vor meinem geistigen Auge auftraten. Wenn man streng ist, kann man zum Beispiel V aus V wie Vendetta gleichzeitig als Protagonist und Antagonist verstehen, zwingen seine Handlungen den Zuschauer doch, sich selbst einen Standpunkt zu suchen. Gleiches gilt für Yuri Orlov in Lord of War. Wir verbringen den ganzen Film mit ihm, moralisch bleibt er aber stets extrem zwiespältig (Lord of War ist The Wolf of Wall Street in gut, könnte man sagen).

Wen hätten wir da noch? Ich schätze Kung Fu Panda 2 sehr dafür, dass sie es geschafft haben, aus einem Pfau einen ernstzunehmenden Schurken zu machen. Gary Oldmans Stansfield in Léon – Der Profi ist herrlich überzogen, Christoph Waltz‘ Nazi-Scherge in Inglourious Basterds ist so großartig, dass der Film immer dann abbaut, wenn er nicht in einer Szene ist. Und dann wäre da ja auch immer noch Darth Vader oder Norman Bates.

Aber der Bösewicht, den ich wirklich hervorragend finde, der mir in seiner Alltäglichkeit Angst macht und dann auch noch den Protagonisten des Films stellt, ist Karlheinz Böhm als Mark Lewis in Augen der Angst – Peeping Tom. Wir können gern eine Debatte darüber anstimmen, ob Lewis ein Vollblutschurke ist, ob man ihn nicht eher bemitleidet ob seiner obsessiven Existenz, in der er die Essenz des Todes mit einer Kamera einzufangen versucht, aber für mich ist es gerade diese Banalität, die ihn so wirksam macht. An Menschen wie Lewis geht jeder jeden Tag vorbei und die Vorstellung, von so jemand einfach, aus heiterem Himmel, getötet zu werden, bereitet mir ziemliches Unbehagen. Natürlich kann man immer einwenden, dass die Frauen, die Lewis tötet, etwas zu paralysiert sind, wenn er mit seinem Mordwerkzeug auf sie zu stapft, aber an der Aura dieses Killers mit dem Babyface ändert das für mich nichts. Ein modernes Äquivalent ist für mich der Mörder in 8mm – Acht Millimeter, der einfach sagt: „Ich bin als Kind nicht missbraucht oder misshandelt worden. Es gibt keinen Grund. Ich bin einfach, was ich bin.“


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